Sänger Mozart der Band Umbra et Imago zum WGT 2024: „Gothic wird sich immer Durchsetzten“

Der große Sabbat einer vielseitigen Kultur aus Musik, Kunst, wissenschaftlichen Betrachtungen, einer Prise Humor verlässt Leipzig mit Regen und Sonnenschein. Ein kleiner Rückblick auf das Wave-Gotik-Treffen 2024, das nun schon einige Zeit zurück liegt.

© Gerald Krauser

Das 31. Wave-Gotik-Treffen 2024 liegt nun schon einige Zeit zurück und hat Leipzig in einer süßlich-schweren durchmischten Wolkenformation verlassen. Es feierte sich in seinem 31. Jubiläum erneut als Schauplatz für schwarz-romantische Festspiele, Dieses Jahr auch mit kritischen Stimmen zur  unpolitischen Haltung durch Nils Keppel und einem offen Verdi Brief aus dem Schauspiel bezüglich verdächtigter rechtsorientierter Bandformationen.

Diversität und Offenheit gegenüber Generationen und Nationen

Über die gesamte Stadt verteilt spielten internationale Bands und versetzten die Stadt in einen einmaligen Rausch wundersamer Erlebniswelten. Kostüme wurden wieder gezeigt, die sich überboten und Musiker und Gäste fanden sich in familiärer Vertrautheit überall in Leipzig willkommen. Am Heidnischen Dorf standen täglich Stundenlange Schlangen von Tagesgästen.
Asrunn vom Clan Eihwar , der Neo-Viking-Band beschreibt die Verbindung der Gothic-Szene zwischen Deutschland und Frankreich als eine Art Cousins: „In Frankreich gibt es ein Mini-Wanderfestivals „La Nuit des Sorcières“ (Die Nacht der Hexen), das eine Art Wiederbelebung der französischen Gothic-Partys der 2000er Jahre darstellt. Der Wunsch, zusammenzukommen, um Stunden mit Tanz und Musik zu verbringen, ist groß in der Gothic-Community.“

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Einmaligkeit des WGT

Und auch Mozart von Umbra et Imago sieht die Einmaligkeit seit den frühen 90ern: „Manchmal kann die Szene auch ein Schutz sein, der beständig bleibt. Wir haben nicht nur Musik, sondern auch großartige Künstler, Comiczeichner und Schriftsteller, wie Benjamin Schmidt etc. Das ist alles nicht mehr wegzudenken und letztendlich wird sich die Gothic Musik immer durchsetzen, und wenn es nicht in Deutschland ist, dann wird sie halt in der Welt getragen. Wir waren ja auch schon im Ausland unterwegs und haben gesehen was da überall los ist. In Russland, der Ukraine aber auch in Mexiko. Das war der Wahnsinn, tagsüber siehst du nicht viel davon, aber nachts, wenn die Gullydeckel hochgehen kommen sie alle raus. Auf einmal sind da tausende Schwarze gestalten, mit selbst genähten Klamotten, denn da gibt es ja keine Shops wie bei uns. Es sind viele junge Leute und es ist eine wirkliche Kunstgemeinschaft, wie beim Bauhaus oder so. Also ich bin da schon stolz drauf ein Teil davon zu sein und wir sind einfach nicht tot zu kriegen.“

Gothic und KI?!

Diese Gothic Koryphäen von Umbra et Imago traten am Samstag im Felsenkeller auf und scharrten viele Treue WGT Gäste um sich. Mit einer Prise Humor warf Mozart ein gesticktes Bündel Wolle ins Publikum mit dem Auftrag es zu entwirren und der Hoffnung, dass sich dadurch an dem Abend vielleicht ein Pärchen finden könne. Ganz im schwarzromantischen Geiste einer Liebesgeschichte, die es später in einem Song zu verarbeiten gilt.
Erst kürzlich wagten sie ein neues KI Experiment mit ihrem Song; „Ode an die Musik: „Unseren Song mit KI zu verarbeiten, ist vielerorts auf Kritik gestoßen und persönlich gefällt es mir jetzt auch nicht unbedingt. Aber die Entwicklung ist spannend. In den Neunzigern gab es Leute, die haben zu mir gesagt das Internet wird sich nicht durchsetzen, und jetzt sehen wir diese rasante Entwicklung mit der KI. Also wollten wir wissen wie es funktioniert, was die Vor- und Nachteile sind und haben eben dieses Gothic-Märchen gewählt und herumexperimentiert. Wir werden in Zukunft einfach damit leben müssen, und sehen bereits wie es von der Kriegsindustrie befeuert wird, um keine Soldaten mehr, sondern Roboter zu schicken“, so Mozart von Umbra et Imago.

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Eine neue musikalische Generation auf dem WGT 2024

Weitere Neuerrungen in diesem Jahr waren Musiker wie Barnacle Boi, Nils Keppel und Mia Morgan, die im Stadtbad ein junges Publikum anzogen, dessen Stimmung einen Mix aus elektronischem Wave, Neuer deutscher Welle und Grunge wiedergab.

Es gab aber auch einige Erstauftritte lokaler Nähe auf dem WGT, wie zum Beispiel das Project „Clout Blued“, des Schauspielers Klaus Heydenblut aus Erfurt. Er trat am Samstag im Schauspiel Leipzig auf und teilt seine eigene Verbindung mit der Szene: „Genau diese Rebellion war es bei mir persönlich. Vielleicht erst mal weniger Gothic als Punk, aber da gibt es viele Schnittstellen und Parallelen. Die ersten Bandauftritte hatte ich im Clubhaus Nordhausen und das war schon ein Teil meiner Entwicklung. Da gab es mittwochs immer die Schwarze Nacht. Das war so 1996, da habe ich Bass und Gitarre gespielt und gesungen. Die Richtung Christian Death fand ich inspirierend und mochte die Art „Gothic Punk“, falls es in eine Schublade gesteckt werden sollte, wobei ich damit grundsätzlich Schwierigkeiten habe. Unterm Strich bezeichne ich meine Musik als „Piano Songs from the Underground“.

Und auch die Band „Playfellow“ aus der Kulturhauptstadt Chemnitz überzeugte im Westbad mit melancholischem Postrock: „Wir selbst waren tatsächlich vorher noch nie beim WGT, und sind über Verbindungen aus Chemnitz angefragt und vorgeschlagen worden. Anfangs etwas skeptisch, ob das nun wirklich so ganz passt, aber es scheint, dass sich die Szene auch anderen Genres gegenüber immer mehr öffnet. Und wenn wir das Lineup unterschiedlicher Bands ansehen, sind wir gar nicht so weit von Ihnen entfernt. In erster Linie besteht das Festival aus musikinteressierten Menschen, die offen gegenüber dem sind, was ihnen geboten wird und auch wenn die Schnittmenge nicht mit jedem 100% passt, kann sicher jeder etwas für sich entdecken. In den letzten Jahren hatten wir immer wieder Menschen, die nach dem Konzert zu uns kamen und meinten, das haben sie sich so vorher nicht angehört und sind nun positiv überrascht.“

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Bis zum Wave Gotik Treffen 2025!

Der Sonntag zeigte sich im Wechselbad der Wetterrätsel. Während ein Gewitter am Heidnischen Dorf vorbeizog, zeigte es sich auf der Agra mit Größen wie Prayer und Editors, die im Mitternachtsspecial alle in ihren Bann zogen.
Die Schlange zu Lisa Eckhardt, zog sich über die halbe Halle etwa 2 Stunden lang. Sie nahm sich nach dem provokanten Auftritt, bei dem das Lachen teilweise in schmerzhaftem Runterschlucken mündete, sehr lange Zeit für Autogramme, Fotos und ein kurzes Gespräch.

Asrunn vom Clan Eihwar zum WGT: „Wir waren vorher noch nie hier, sind uns aber bewusst, was es für ein unglaubliche uns bekanntes Festival ist und wir freuen uns einfach Inspiriert und beeindruckt zu werden, von all den Kreaturen und den Outfits hier in Leipzig und lieben Freaks. Die Zuschauer unserer Konzerte erwartet eine brutale und kraftvolle Wikinger-Tanzfläche! Das Publikum selbst wird, tatsächlich zur Hauptattraktion dieses großen Sabbats.“

Mozart (Umbra et Imago): „Das WGT ist einfach etwas ganz Besonderes, auch aufgrund seiner Internationalität. Wir freuen uns immer sehr darauf Fans aus dem Ausland wieder zu treffen und auch auf die anderen Musiker. Ich nutze gerne die Zeit wenn wir uns zum Beispiel im Hotel begegnen und dort ein reger Austausch stattfinden kann. Das ist einfach so einmalig beim WGT, auch die Gemeinschaft vor Ort zu pflegen.“

© Gerald Krauser

Wir freuen uns aufs WGT 2025 und sind wieder mit dabei!

Alle Infos zum WGT 2025:
06.-09. Juni 2025
www.wave-gotik-treffen.de

Wer mehr zum nächsten großen Festival in unserer Region erfahren möchte, der kann hier alles zum Highfield Festival nachlesen.